Folge #8 – Vegan für Kleinkinder: Darauf musst du achten (Teil 1)

VEGANES FAMILIENLEBEN

DER PODCAST

Vor ein paar Wochen konntet ihr mit auf meinem Instagramaccount all eure Fragen rund um die vegane Ernährung bei Kleinkindern stellen. Jetzt habe ich sie gesammelt und zu übergeordneten Themen zusammengefasst, sodass nun all eure Fragen beantwortet werden sollten. Allerdings habe ich dieses Thema au zwei Episoden aufgeteilt, um euch nicht mit zu vielen Informationen zu überladen. In dieser Woche starten wir mit euren Fragen rund um das Stillen und die Beikostzeit, in der nächsten Woche geht es dann weiter mit Fragen rund um B12-Supplemente, Soja, Nüsse und Hülsenfrüchte. Viel Spaß beim reinhören!

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SHOWNOTES ZUR EPISODE

Frage Nr. 1: Wie lange sollte ein Kind gestillt werden?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Es gibt Frauen, die rund zwei Jahre lang problemlos stillen können – und andere, bei denen das aus den verschiedensten Gründen nicht klappt. Schlussendlich bestimmenalso Mutter und Kind gemeinsam über die Stilldauer. In den ersten vier Lebensmonaten wird aber empfohlen, das Kind ausschließlich zu stillen. Denn die Muttermilch ist aus ernährungsphysiologischer Sicht immer noch die beste Ernährung für dein Kind und hat einige Vorteile gegenüber der Säuglingsanfangsnahrung. Sollte das Stillen aber gar nicht möglich sein, kannst du dein Kind auch über die Säuglingsanfangsnahrung versorgen. Zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat wird dann aber die Einführung von Beikost oder fester Nahrung (Baby Led Weaning Konzept) mit moderatem Ballaststoffgehalt empfohlen. So soll die Eisenversorgung deines Kindes sichergestellt werden, da die Muttermilch den Bedarf ab diesem Zeitpunkt nicht decken kann. Außerdem wird der Verdauungstrakt deines Kindes entlastet und gleichzeitig liefert die Mahlzeit ausreichend Energie. Du kannst aber parallel natürlich weiterhin Milchmahlzeiten geben.

Frage Nr. 2: Deckt die Muttermilch den Jod- und Selenbedarf eines Kindes ab? / Deckt sie den gesamten Nährstoffbedarf ab?

Nein, es gibt einzelne Vitamine, die über die Muttermilch nicht abgedeckt werden können. Dazu gehören Vitamin D, Vitamin K, Vitamin B12 und Eisen.

Beim Eisen ist es so, dass dein Kind noch im Bauch einen eigenen Eisenspeicher anlegt, der es in den ersten sechs Lebensmonaten versorgt. Die Muttermilch allein kann im Anschluss dem Bedarf des Babys, unabhängig von der Ernährungsform, nicht gerecht werden. Mit der Einführung von Beikost oder Baby Led Weaning (BLW) werden deswegen besonders eisenreiche Mahlzeiten empfohlen. Das können eisenreiche Getreide- sowie Gemüsebreis sein, später dann auch gegarte Hülsenfrüchte.

Um die B12-Versorgung zu sichern, solltest du neben der Muttermilch und deinem eigenen Supplement auch schon deinem Kind ein Supplement geben. Am besten funktioniert das, wenn du B12-Tropfen auf deine Brustwarze gibst, kurz bevor du dein Kind zum Stillen anlegst. 

Ähnliches gilt für Vitamin D. Vitamin D sollte – je nach Geburtszeitpunkt – bis zum erlebten zweiten Frühsommer (also über 12 bis 18 Monate) mit einer Tagesmenge von 400 bis 500 IE (10–12 μg) in Form von Tropfen gegeben werden. Erst danach ist die Vitamin-D-Eigensynthese in der Haut stärker ausgeprägt, sodass die Supplemente wie bei uns Erwachsenen auch dann nur noch bedarfsorientiert gegeben werden müssen. Das Vitamin K bekommt dein Kind während der Vorsorgeuntersuchungen U1, U2 und U3.

Grundsätzlich ist die Milchnahrung in den ersten vier bis sechs Monaten (Muttermilch oder industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung) wie gesagt die beste Nahrung für dein Kind und kann auch den Bedarf an Jod und Selen decken. Das gilt aber nur, wenn du selbst gut mit diesen Nährstoffen versorgt bist – denn nur dann ist es auch deine Muttermilch!

Frage Nr. 3: Was ist besser – Beikost oder Baby Led Weaning? / Was ist BLW?

Das kann man pauschal nicht beantworten, da es ganz davon abhängt, was dein Kind bevorzugt. 

Für alle, die sich unter BLW nichts vorstellen können, hier nochmal die Kurzfassung: Baby-Led Weaning heißt wörtlich übersetzt: „vom Baby geführtes Abstillen“. Diese Methode wurde von einer britischen Hebamme und Stillberaterin entwickelt. Dabei wird das Baby nicht mit Beikost gefüttert, sondern nimmt schon knapp ab dem 6. Lebensmonat an den Familienmahlzeiten teil. Es bekommt dabei kleine Stückchen oder Portionen des Familienessen angeboten und fasst diese selbst an und isst sie auch selbstständig. Das Kind soll dabei eigenständig bestimmen, was und wieviel es isst. Wenn man als Elternteil bei dieser Methode einfühlsam auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht, kann dadurch ein gesundes Essverhalten geprägt werden. Außerdem soll diese Methode den Übergang von Milchnahrung zum Familienessen für alle stressfreier gestalten. Im Gegensatz dazu reichst du bei der Beikost pürierte Speisen und fütterst dein Kind damit. 

Beim BLW gibt es zwei Kritikpunkte, die häufig genannt werden: Zum einen seien die motorischen Fähigkeiten des Säuglings meist erst circa ab dem 6. Lebensmonat so weit ausgereift, dass er sich selbst füttern kann. Dadurch kann sich unter Umständen die Einführung der „Beikost am Familientisch“ verzögern, da üblicherweise die Einführung von Beikost ab dem 5. Monat empfohlen wird. Außerdem können je nach Speisenauswahl einige kritische Nährstoffe, wie Eisen und Jod, unzureichend aufgenommen werden. Das kann aber bei der Beikost in Form von Brei auch geschehen, sodass dieses Argument meiner Meinung nach kein spezifischer Kritikpunkt ist. Als Vorteil gilt aber der frühe Kontakt mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Konsistenzen. 

Die Entscheidung für oder gegen das Baby-Led Weaning muss immer individuell getroffen werden. Einige Kinder lehnen Breikost schon früh ab und zeigen schnell Interesse am Familienessen. Dann kann man über BLW als Alternative zu Breikost nachdenken. Bei anderen Kindern funktioniert BLW aber nicht so gut. Deswegen solltest du deinem Kind beides anbieten und schauen, was für euch am besten klappt. So oder so solltest du immer auf die Zusammensetzung der angebotenen Speisen achten und sie möglichst vielfältig gestalten.

Frage Nr. 4: Ab wann würdest du mit fester Nahrung beginnen im Sinne von BLW? Ab wann dürfen Kinder Obst essen?

Auch das hängt ganz von deinem Kind ab. Einige Kinder zeigen schon sehr früh Interesse am Essen der Eltern, andere nicht. Wenn du es vorher mit Breikost probierst und dein Kind das aber deutlich ablehnt, kann das ein Anzeichen sein, dass es Zeit für feste Nahrung wird. Am besten beginnst du mit nicht ganz so festen Nahrungsmitteln wie weiches Obst oder frisches, weiches Brot, von dem du die harten Kanten entfernen kannst und schaust, wie dein Kind damit zurecht kommt.

Grundsätzlich sollte dein Baby aber den Kopf halten und (mit Unterstützung) aufrecht sitzen können. Außerdem sollte es das Essen mit der Hand greifen und selbst zum Mund führen können. Auch der Zungenstreckreflex, bei dem kleinere Babys feste Nahrung automatisch mit der Zunge aus dem Mund schieben, sollte nicht mehr aktiv sein.

Frage Nr. 5: Ab wann können Kinder die selben Gerichte wie die Eltern essen – nur eben ohne Salz, etc.?

Gleiches gilt auch für diese Frage. Achte da auf die Signale und Entwicklung deines Babys. Wenn dein Baby selbstständig Nahrung zum Mund führen und gut kauen kann, sodass die Gefahr des Verschluckens gering ist, kannst du dich langsam über das BLW an die Familiengerichte rantasten.

Frage Nr. 6: Mit welchem Obst und Gemüse kann man beim BLW gut starten?

Beim BLW gibt es nur wenige Grenzen. Prinzipiell solltest du das angebotene Essen aber so zubereiten, dass dein Baby es gut greifen kann. Wenn du beispielsweise ein Stückchen Apfel anbietest, sollte oben und unten immer noch ein Stückchen herausschauen, wenn dein Kind den Apfel mit der Faust umschließt.

Beim Obst eignen sich grundsätzlich weiche und saftige Sorten super für den Einstieg. Festes Obst kannst du aber auch anbieten, wenn du es zuvor etwas weichkochst oder leicht dampfgarst. Für den Start eignen sich zum Beispiel Avocado, Birne (je nach Sorte weichkochen), Apfel (je nach Sorte weichkochen), Wassermelone, Honigmelone, Banane, Nektarine, Pfirsich, Papaya oder Mango.

Auch beim Gemüse hast du die freie Wahl, allerdings solltest du das Gemüse am besten schälen und in kleine Sticks schneiden. Hier gelten die gleichen Regeln wie beim Obst. Besonders gut für den Einstieg eignen sich zum Beispiel Möhren, Zucchini, Butternuss- oder Hokkaidokürbis, Gurken, Pastinake, Paprika, Aubergine, Kartoffeln und Süßkartoffeln. Du kannst auch schon Brokkoli anbieten, wobei du ihn zuvor putzen, in kleine Röschen schneiden und dann garen solltest.

Frage Nr. 7: Sollte man bei BLW Öl zu den ganzen Stücken Gemüse zugeben, damit die Vitamine besser aufgenommen werden können?

Ja, ich würde immer ein wenig Öl zu den Speisen dazugeben, damit die fettlöslichen Vitamine besser aufgenommen werden können. Bei der klassischen Brei-Beikost wird auch immer etwas Öl unter den Brei gemischt, um den Energiegehalt zu erhöhen und die Nährstoffaufnahme zu erleichtern. Du solltest das Gemüse nur bitte nicht in Öl ertränken! Ein paar Pinselstriche Öl reichen voll und ganz!

Frage Nr. 8: Wie würde bei dir ein beispielhafter Tag für ein 7 Monate junges Kind aussehen, das gestillt wird und mit dem man BLW macht?

Für Baby Led Weaning gibt es keine Anleitung oder einen Ernährungsplan. Denn der Kern des Konzeptes ist es ja gerade eben, dass jedes Baby und jedes Kind in seinem eigenen Tempo und nach eigenen Vorlieben vorgehen darf. Bei einem Kind von 7 Monaten könnte ich mir aber vorstellen, zunächst drei kleine Mahlzeiten anzubieten. Morgens beispielsweise etwas frisches Obst mit pflanzlichem Joghurt und wenigen Haferflocken, mittags dann etwas Gemüse und Brot und abends eine warme Mahlzeit mit viel Gemüse und Kartoffeln oder Nudeln. Dazwischen wird dann weiterhin normal gestillt oder Pre-Milch gegeben.


Das war der erste Teil eurer Fragen rund um die vegane Ernährung für Kleinkinder bis zum ersten Lebensjahr. Falls deine Frage hier noch nicht beantwortet worden ist, kommt sie sicherlich in der nächsten Woche dran. Andernfalls kannst du mich auch gerne jederzeit über mein Kontaktformular kontaktieren.

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