VEGANES FAMILIENLEBEN
DER PODCAST
Heute gibt es mal wieder ein spannendes Interview mit Alexa Gnauck von ProVeg. Alexa geht im Rahmen der Aktion Pflanzenpower in Schulklassen und bringt Kindern und Jugendlichen die vegane Ernährung näher. Was für Erfahrungen sie dabei gemacht hat und wie auch ihr die Schulen oder Kitas eurer Kinder für das Programm anmelden könnt, erfahrt ihr im Interview!
INTERVIEW ZUM NACHLESEN
- Mit Onlinevideo Musik: Blue Balloon von Frametraxx
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Jessica: Liebe Alexa, magst du dich und die Arbeit von ProVeg vielleicht zu Beginn nochmal vorstellen?
Alexa: Sehr gerne! Ich sage vielleicht erstmal was zu ProVeg, um das allgemeine Gesamtbild zu verstehen. ProVeg war mal der VEBU – der Vegetarierbund Deutschland – und hat sich 2017 erst internationalisiert. Jetzt ist ProVeg eine internationale Ernährungsorganisation, die Menschen zu einem pflanzlichen Lebensstil motiviert. Damit ist sie die erste ihrer Art. Der Fokus liegt da wirklich auf der veganen und vegetarischen Ernährung. Wir machen das, indem wir ein Bewusstsein für die 5 Pro’s schaffen – also die 5 Hauptgründe für eine Ernährungsumstellung hin zu vegetarisch-vegan. Alle, die interessiert sind, ihre Ernährung tatsächlich umzustellen, werden dann von uns unterstützt. Das machen wir zum Beispiel mit ganz vielen verschiedenen Aufklärungskampagnen, Community-Building oder politische Arbeit. Wir arbeiten aber auch daran – und das ist mein Aufgabenbereich – das Angebot veganer und vegetarischer Ernährung an öffentlichen Einrichtungen zu erweitern. Dazu gehören Kitas, Krankenhäuser, Unis und auch Schulen.
Ich selbst bin nun seit knapp 3 Jahren bei ProVeg im Schulprogramm tätig. Ich bin direkt eingestiegen und habe den Kiddies direkt im Klassenzimmer erzählt, warum auch Pflanzen Power haben und auch am Herd zu kochen. Das Programm nennt sich „Aktion Pflanzenpower“ (dazu später mehr). Dort bin ich richtig aufgeblüht und dann auch in den internationalen Bereich gegangen. Das, was wir jetzt also in Deutschland machen, bringen wir inzwischen auch in 8 andere Länder. Ich bin total motiviert dabei, weil ich selbst als Kleinkind die Entscheidung getroffen habe, Vegetarierin zu werden. Und ich glaube, dass sehr viel Potenzial in Kindern steckt. Sie sind die nächste Generation und können noch sehr viel verändern. Das können wir alle natürlich!
Jessica: Du hast ja bereits erwähnt, dass ihr auch Aktionen an Schulen und Kitas habt. Wie genau läuft das ab? Mit welchen Formaten geht ihr in die Schulen und wie wählt ihr sie aus?
Alexa: Grundsätzlich richtet sich unsere Arbeit immer an der Institution Schule aus. Dabei geht es grundsätzlich um zwei Grundpfeiler: ins Bildungssystem zu gehen und das Essen an Schulen zu verändern. Das wird dann wiederum auf drei Bausteinen aufgebaut, da wir alle, die mit den Kindern zusammenhängen, abholen. Das heißt, dass wir in erster Linie natürlich mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten. Das machen wir, indem wir in die Klassenzimmer gehen und über das Programm sprechen. Dort erklären wir ihnen die Hintergründe und Vorteile einer veganen Ernährung und wieso wir von ProVeg überhaupt da sind. Und dann geht es auch schon an’s Kochen! Wir bereiten dann mit den Kiddies eine leckere vegane Mahlzeit zu, damit sie direkt die positiven Seiten des Veganismus zu schmecken bekommen – am Ende ist aber natürlich alles positiv!
Als zweiten Baustein wollen wir natürlich die Eltern und Lehrer*innen der Kinder abholen. Das machen wir zum Beispiel mit umfassenden Broschüren, die sich Lehrer*innen und Eltern mitnehmen können, um die Hintergründe zu verstehen. Wir sind aber auch eine beratende Stelle. Wenn Lehrer beispielsweise das Thema im Unterricht gerne noch mal ansprechen möchten, aber nicht wissen wie, haben wir extra Unterrichtseinheiten, die wir ihnen dann mitgeben können. So sollen Eltern und Lehrer*innen alle Infos an die Hand bekommen, um die Kinder zu unterstützen.
Der dritte Baustein ist das Essen in der Schule. Die Kinder sind dann meistens ganz motiviert, das mal auszuprobieren und werden auch von Eltern und Lehrer*innen unterstützt. Teilweise gibt es dann aber in der Schulkantine gar nichts zu essen für sie! Da arbeiten wir dann mit den Caterern oder der Schulkantine direkt zusammen und zeigen ihnen, wie pflanzliche Ernährung richtig geht. Wir organisieren dann Kochtrainings und zeigen, wie sie einfache und gesunde Mahlzeiten schnell zubereiten können.
Jessica: Das klingt ja wirklich sehr umfangreich. Da werden mit Sicherheit alle abgeholt.
Alexa: Genau, und das halte ich für wahnsinnig wichtig. Wir müssen wirklich alle erreichen, die sich dafür einsetzen wollen, dass Kinder ein gesünderes und besseres Essen an Schulen bekommen. Wie gesagt: sie sind die nächste Generation und da ist es super, wenn sie sich mit ihren Ernährungsentscheidungen auseinandersetzen.
Jessica: An der Stelle passt auch eine Frage, die von meiner Instagramcommunity gestellt wurde. Welche Erfahrungen hast du mit den Reaktionen von Lehrer*innen gemacht? Freuen die sich darüber, dass ihr in die Schulen kommt und über die Vorteile einer pflanzenbetonten Ernährung aufklärt oder reagieren die eher abweisend und skeptisch?
Alexa: Wenn ich das so reflektiere, was ich bisher erlebt habe, dann waren die Lehrer*innen immer sehr glücklich und froh, dass wir in ihre Schulen gekommen sind. Ich glaube, das liegt an unserem interaktiven Ansatz. Wir kochen direkt mit den Kindern und stellen ihnen offene Fragen und lassen sie so selbst die Antworten finden. Wir arbeiten also nicht konfrontativ, sondern lassen die Kinder alles selbst erarbeiten. Da kam bisher nur positives Feedback und auch einige Anfragen, ob wir nicht nochmal vorbeikommen können. Einige wollten danach auch nochmal mit uns selbst ins Gespräch kommen, weil sie sich selbst auch so dafür interessiert haben. Da haben wir bisher also tatsächlich keine negativen Erfahrungen gemacht.
Jessica: Wie ist das denn – geht ihr aktiv auf die Schulen zu und fragt an, ob sie an dem Programm teilnehmen wollen? Oder können Schulen sich selbst vorschlagen?
Alexa: In der Regel kommen die Schulen auf uns zu und melden sich auf unserer Website an. Dort fragen wir die ersten Daten zur Situation in der Schule ab. Meistens sind es Lehrer*innen, die ihre Klasse dafür anmelden. Manchmal sind es aber tatsächlich auch Eltern. Alternativ nehmen sie mit uns über das allgemeine Kontaktformular von ProVeg Kontakt auf. Wir wählen die Schulen also gar nicht aus, sondern sie kommen auf uns zu.
Jessica: Also theoretisch können auch Eltern die Initiative ergreifen und sowas anfragen?
Alexa: Absolut! Jedes Elternteil, dass sich etwas mehr pflanzliche Ernährungsbildung oder auch Ernährungsmöglichkeiten in der Schule wünscht, kann sich bei uns melden. Entweder nimmt man einfach Kontakt mit uns auf, oder nutzt einen der Leitfäden auf unserer Website. Die Leitfäden erklären Schritt für Schritt, was man tun kann, wenn man sich für mehr Pflanzliches in der Schule oder Kita einsetzen möchte. Da haben wir sogar E-Mail-Vorlagen für Kontaktanfragen bei der Schulleitung oder auch konkrete Vorschläge für vegane Menüs in der Kantine.
Wenn dann mit der Schule Kontakt aufgenommen wurde und die Schulkantine bereit ist, sich zu verändern, kommt sie vielleicht schnell an den Punkt, dass sie nicht weiß, wie das geht. Deswegen haben wir von ProVeg einen Food Services Bereich, bei dem wir den Caterern und Kantinen Kochtrainings anbieten können. Dort zeigen wir ihnen dann, wie man das Schritt für Schritt umsetzen kann, wie man eine Soja-Bolognese macht oder was es für pflanzliche Milchalternativen gibt. Wir haben da aber auch eine beratende Funktion. Jede Schulküche kann immer auf uns zukommen, wenn sie Hilfe brauchen.
Jessica: Gibt es für das Programm eine Alterseinschränkung? Oder kann da von Klasse 1 bis 12/13 jeder teilnehmen?
Alexa: Da kann jeder teilnehmen. Unser Programm variiert dann einfach ein bisschen, weil wir es von der Schule und Klasse abhängig machen. Wir starten den Aktionstag meistens mit einer Präsentation, die dann eben an das Alter der Schulklasse angepasst wird. Bei jüngeren Kindern gehen wir dann noch nicht so detailliert auf den Klimawandel ein, weil das ja Fakten sind, die noch nicht so leicht verständlich sind. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich sehr erstaunt bin, wie viel auch junge Kinder darüber schon wissen.
An sich bleibt es aber immer beim gleichen Konzept: wir machen eine kleine interaktive Unterrichtseinheit mit der Klasse und dann gehen wir an den Herd bzw. ans Probieren.
Jessica: Wie genau bringt ihr den Kindern denn die vegane Ernährung näher? Gerade bei kleineren Kindern ist natürlich immer die heikle Frage, ob ich sie nicht am Ende traumatisiere mit schlimmen Bildern oder Infos. Wie geht ihr da vor und was würdest du Eltern raten?
Alexa: Das möchte natürlich niemand. Wir steigen meistens mit der These ein, dass man mit dem, was auf unserem Teller landet, die Welt verändern kann. Viele der aktuellen Probleme können mit unserem Essen angegangen werden. Das ist dann meistens schon der erste Motivationskick, da viele Kinder das Gefühl haben „Ich kann auch ein Superheld sein!“. Ab dann gehen wir auch spielerisch und interaktiv an das Thema heran. Wir stellen dann offene Fragen wie „Welche Probleme kennt ihr denn?“ oder „Was steckt überhaupt dahinter?“. Und so gehen wir jeden Schritt durch, von ökologischen, gesundheitlichen und tierwohlrechtlichen Aspekten. Durch die offenen Fragen lassen wir die Kinder selbst auf die Antworten kommen, ohne etwas vorzugeben. Da haben wir dann weitere offene Fragen wie „Wie lange könnte man für den Wasserverbrauch eines Hamburgers duschen?“. Dann raten die Kinder natürlich ganz wild. Bei der Antwort kommt dann meistens schon ein Umdenken und ein erweitertes Bewusstsein für diese Themen.
Am besten ist es also aus meiner Sicht, die Kinder selbst die Antworten herausfinden zu lassen und das Warum einer pflanzlichen Ernährung zu erkunden. Auch leckeres veganes Essen kann super helfen. Wir waren aber auch schon mal im Supermarkt und haben ihnen direkt vor Ort gezeigt, was es alles gibt. So liegt der Fokus vor allem auch auf dem Appetit.
Vielleicht auch nochmal zum Aspekt des Traumatisierens: ich bin selbst auf dem Land groß geworden und war als 3-jährige vor der Landmetzgerei und habe auf meinen Papa gewartet. Zu der Zeit wurde ein Schwein angeliefert. Das zu beobachten war für mich so traumatisierend, dass ich ganz sturr gesagt habe: „Wofür auch immer das ist und warum das gemacht wird – ich mach das nie wieder!“. Das war dann eben das Fleisch essen und war tatsächlich etwas traumatisierend für mich. Deswegen setze ich mich so dafür ein, dass es bei Kindern und Jugendlichen anders abläuft. Ich glaube, bei dem kindgerechten Erklären der Welt geht es immer um eine Balance zwischen Wahrheit sagen und dabei sanft bleiben. Trotzdem muss man es für die Kinder natürlich verständlich machen.
Ich glaube, dass Kinder sehr wenig Fakten brauchen, um das Grundprinzip des Veganismus überhaupt zu verstehen. Da gibt es auch eine tolle Umfrage vom ARD-Magazin 9 Einhalb. Da haben sie ihre kindlichen Zuschauer gefragt, was aus ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen der Welt sind. Da haben die Tiere es gleich zweimal auf die Rangliste geschafft! Einmal auf Platz drei bedrohte Tierarten, Platz zwei war der Klimawandel und Platz eins war wieder das Tierwohl. Den meisten Kindern ist es also schon bewusst und bei den meisten spielen Tiere ja auch eine riesige Rolle im Leben. Sie haben Kuscheltiere, Tiere in Cartoons und Büchern. Wenn man da also einen gesunden Zugang zum Umgang mit Tieren und Essen allgemein findet und von Anfang an immer erklärt, wo das Essen herkommt und wieso vielfältiges und buntes Essen wichtig für uns ist, dann kommt die Botschaft auch sehr gut an.
Jessica: Die Erfahrung habe ich auch mit meinem Stiefsohn gemacht. Der ist jetzt 9 Jahre alt und lebt bei seiner Mutter nicht vegan. Ihm war aber auch gar nicht klar, dass die Leberwurst, die er auf seinen Broten isst, vorher mal ein Tier gewesen ist. Diese Verbindung zwischen „Ich mag die Tiere auf der Weide und möchte sie immer sehen und streicheln“ und „Ich esse sie täglich auf meinem Brot“ hat er erst vor Kurzem hergestellt. Seitdem isst er bei uns nun auch komplett vegan und möchte auch gar keine anderen Produkte mehr haben.
Alexa: Eine sehr schöne Geschichte! Generell können wir mit unseren drei Gerichten am Tag jedes Mal eine Entscheidung treffen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Diese Verbindung ist auch super spannend für Kinder. Die meistens sind dann immer fasziniert und wollen direkt einsteigen!
Jessica: Hattet ihr denn schon mal das Erlebnis, dass Eltern nicht ganz so begeistert davon waren, dass ihr für den Aktionstag in die Klasse ihrer Kinder gekommen seid?
Alexa: Ja, da gab es vereinzelte Momente. Die Kinder sind dann meistens nach Hause gekommen und haben ihren Eltern gesagt, dass sie nie mehr Fleisch essen wollen. Das kann dann natürlich erstmal eine Überforderung für die Eltern sein – gerade, wenn man es nicht anders kennt. Das lag dann aber meistens daran, dass die Eltern nicht abgeholt waren. Sie hatten dann gar kein Informationsmaterial bekommen und trotzdem stand im Raum, dass sie ab jetzt nur noch vegan kochen müssten. Das paart sich dann meistens noch mit Ängsten, ob das überhaupt was gutes und gesundes für das eigene Kind ist. Gerade bei veganer Ernährung für Kinder stehen ja bei den Eltern viele Fragezeichen im Raum.
Da muss man das Gespräch eröffnen. Ich glaube wirklich, dass der Dialog das A und O ist. Vielen aufgebrachten Eltern und Lehrer*innen konnten wir in einem Gespräch versichern, dass wir ihnen helfen, wenn ihr Kind sich zuhause durchgesetzt hat. In der Regel ist das dann auch immer harmonisch auseinander gegangen.
Jessica: Welche Erfahrungen hast du gemacht: ist es einfacher, jüngeren Kindern oder älteren Jugendlichen die vegane Ernährung näherzubringen?
Alexa: Spannende Frage, da muss ich kurz überlegen…
Da spielen so viele Faktoren mit ein. Ich bin gerade viel im jugendlichen Bereich unterwegs. Da ist es oft so, dass die Kinder schon sehr fest in ihren sozialen Konstrukten stecken. Das, was die Gruppe cool findet, wird gemacht. Wenn man es da schafft, coole Influencer zu zeigen oder auch geniale Rezepte zu zeigen, die alle faszinieren, dann ist es da einfacher. Es gibt ja auch gerade super viele Stars, die vegan unterwegs sind. Wenn man das in den Vordergrund bringt, sind Jugendliche oft einfacher zu motivieren.
Bei Kindern hast du aber eine viel größere Euphorie, da ist der Effekt nochmal ein bisschen größer. Deswegen würde ich gar nicht per se sagen, dass eine der beiden Gruppen einfacher ist. Das ist immer sehr stark davon abhängig, welche Personen da vor mir sitzen.
Jessica: Wo du gerade schon soziale Konstrukte erwähnt hast. Ich kann mir vorstellen, dass immer noch einige junge Männer mit dem Bild aufwachsen, ein starker echter Mann müsste täglich viel Fleisch essen. Stoßt ihr da manchmal auf Barrieren?
Alexa: Absolut. Das ist ein sehr großes Thema – gerade auch, wenn es um die große Proteinfrage und Muskelaufbau geht. Da stehen dann sehr viele kritische Fragezeichen im Raum. Ich war mal bei einer Sportschule mit vielen jungen Erwachsenen, die auf ihre Proteinzufuhr den größten Wert gelegt haben. Zwei Dingen waren für sie dann am Ende aber sehr überzeugend.
Erstens: Die stärksten Tiere der Welt essen Pflanzen! Wir haben Gorillas, Elefanten, Nashörner, die alle nur Pflanzen essen und trotzdem zweifelt niemand an ihrer körperlichen Stärke oder Proteinzufuhr.
Zweitens: Der Film Game Changers auf Netfllix. Da werden vegane Sportler*innen gezeigt, die immer noch tolle Leistungen erbringen. Auch der stärkste Mann Deutschlands lebt vegan. Solche Beispiele faszinieren und lassen das Argument der schlechten Proteinversorgung abmindern. Oft wird dann sogar das Interesse geweckt, da pflanzliches Protein sich ja auch nochmal ganz anders in unserem Körper verhält als tierisches Protein und viel gesünder ist.
Jessica: Hast du denn schon mal die Erfahrung gemacht, dass Kinder aufgrund ihrer veganen Ernährung ausgegrenzt oder gemobbt worden sind? Und kannst du Eltern Tipps mit an die Hand geben, wie man damit am besten umgeht?
Alexa: Im Prinzip ist das genau das, wo wir mit unserem Programm ansetzen wollen. Wenn wir pflanzliche Ernährung in der Schule anbieten und als normal labeln, führt es dazu, dass es keine Ausgrenzung mehr gibt. Die Ausgrenzung kommt ja ganz oft dadurch, dass vegan lebende Kinder ihr eigenes Essen mitbringen müssen oder auch auf Geburtstagen anders behandelt werden, weil sie anderes Essen bekommen. Und genau deswegen gehen wir in die Schulen, um dem eben vorzubeugen.
Auch Ernährungsbildung in einem frühen Alter kann dem vorbeugen. Dadurch wird das Thema normal, was ganz wichtig ist. Sollte es zu Mobbing kommen, würde ich immer einen Vertrauenslehrer hinzuziehen und den Dialog mit dem eigenen Kind und den anderen Kindern suchen und genau zu hinterfragen, was der Auslöser war. Ansonsten können Eltern auch gerne auf uns zukommen, damit wir helfen können.
Jessica: Wo du Ernährungsbildung schon ansprichst: hat ProVeg da auch schon Bestrebungen, Ernährungsbildung fest in den Lehrplan deutscher Schulen zu integrieren?
Alexa: Ja, das gibt es auf jeden Fall. Wir fokussieren uns gerade noch auf das Schulessen per se und die Kinder allgemein abzuholen. In den Bildungsbereich zu gehen ist immer ein sehr langwieriger Prozess. Wir sind dran und haben viele Pläne, wovon man im nächsten Jahr hoffentlich etwas sehen wird. Mehr darf ich dazu aber noch nicht verraten…
Jessica: Eine weitere Frage ist noch von einer Instagramfollowerin aufgetaucht. Bietet ihr diese Programme auch für Kitas an? Gerade dort ist das Essen ja auch nicht immer so super.
Alexa: In Kitas haben wir auch schon Aktionstage im Rahmen der Aktion Pflanzenpower gemacht. Wir kochen dann mit ihnen und erzählen etwas über die pflanzliche Ernährung. Wir planen aber gerade ein Rundum-Paket für Kitas. Das heißt einzelne Methoden, wie Betreuer*innen mit Kindern arbeiten können, Flyer für die Eltern und so weiter.
Wir haben uns aber erstmal auf den Bereich Schule konzentriert, weil Kitas prinzipiell meistens schon sehr gut funktionieren. Da wird meistens noch frisch gekocht, sodass sie flexibler auf die Wünsche der einzelnen Kinder eingehen können. Deswegen war das jetzt noch nicht unser Hauptfokus.
Jessica: Okay. Also können Eltern auch da ihre Kita für das Programm vorschlagen?
Alexa: Ganz genau. Auch da gibt es einen speziellen Leitfaden extra für Kitas. Dort sind alle Schritte aufgelistet, wie man die eigene Kita etwas veganfreundlicher machen kann.
Jessica: Super! Zum Abschluss noch meine letzte Frage: Was ist dein liebstes veganes Rezept?
Alexa: Das ist etwas sehr simples und kommt gerade auch bei Kindern sehr gut an. Das ist eine einfache Bolognese mit Räuchertofu und klein geraspelten Tomaten. Das Geheimnis ist, dass man das Tomatenmark schon früh mit in die Pfanne gibt, damit es leicht karamellisieren kann. Dazu dann Spaghetti und die meisten Kinder sind hin und weg. Dann noch Bananenmuffins zum Nachtisch und die Sache ist gewonnen!
Das soll es dann für heute auch gewesen sein. Ich hoffe, ihr habt das Interview genossen und etwas für euch und euren Alltag mitnehmen können.